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“Es kann sich rechnen, nicht Meister zu werden”

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Borussia Dortmund hat einen Rekordgewinn erzielt. Was das für die Aktie des Clubs bedeutet und warum eine Titelverteidigung kontraproduktiv sein könnte.

Der sportliche Erfolg von Borussia Dortmund zahlt sich auch wirtschaftlich aus: Der Verein erzielte in der abgelaufenen Saison den höchsten Gewinn in der Vereinsgeschichte. Der Überschuss vervierfachte sich beinahe auf mehr als 34 Millionen Euro. Der BVB-Umsatz schnellte auf 191,2 Millionen Euro (Vorjahr: 136,4). Für das neue Geschäftsjahr 2012/13 erwartet Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im günstigsten Fall sogar einen Umsatz von 250 Millionen Euro.

Die Mehreinnahmen stammen vor allem aus der TV-Vermarktung, deren Erlöse sich mit 60,4 Millionen Euro fast verdoppelten. Weiteres Wachstumspotenzial sieht Sebastian Hein, Analyst beim Bankhaus Lampe, vor allem noch im Geschäft mit Fanartikeln: „Dortmund hat gegenüber Bayern München noch Nachholbedarf beim Merchandising“.

Der vor Jahren noch mit der Pleite kämpfende Verein senkte in der abgelaufenen Saison seine Schulden um 15,5 Millionen auf 40,6 Millionen Euro. Und der Kagawa-Transfer zu Manchester United mit rund 16 Millionen Euro ist dabei noch nicht einmal eingerechnet, weil die Summe neun Tage nach Bilanzende einging. Der Erlös soll zum weiteren Schuldenabbau genutzt werden.

Watzke verwies daher auch auf die stillen Reserven. Bilanziell liege der Wert der Mannschaft bei 24 Millionen Euro – doch allein der derzeitige Marktwert von Marco Reus und Robert Lewandowski beträgt derzeit 20 Millionen Euro. Der geschätzte Marktwert des gesamten Teams betrage laut Watzke mindestens 200 Millionen.

Das schlägt sich jedoch auch in den Ausgaben nieder. Die Personalkosten stiegen um rund 17 Millionen auf 74,5 Millionen Euro. 70 bis 80 Prozent davon entfallen nach Angaben eines Sprechers auf den Profi-Kader.

An der Börse kamen die Zahlen gut an: BVB-Aktien legten zwischenzeitlich um 3,5 Prozent auf 2,60 Euro zu. Damit haben sie bereits den Wert erreicht, den Hein zuletzt als Kursziel ausgegeben hat. Allerdings ist dabei noch nicht ein mögliches Erreichen der lukrativen K.O.-Runde in der Champions League mit einkalkuliert. „Wenn Dortmund die Gruppenphase der Champions League übersteht, könnte dies ein Treiber für die Aktie sein“, sagt Hein.

Das zeigt einmal mehr, dass Investitionen in Fußballaktien zum Großteil nichts anderes als Sportwetten sind. Der wirtschaftliche Erfolg ist zum Großteil an den sportlichen gekoppelt – wobei erwartete Erfolge an der Börse vorweggenommen werden. So stürzte die Aktie getreu der Börsenregel „sell on good news“ nach dem Gewinn des ersten Meistertitels 2011 ab.

Und so ist aus wirtschaftlicher Sicht in dieser Saison die erneute Titelverteidigung nicht unbedingt Pflicht. „Paradoxerweise kann es sich finanziell auch rechnen, nicht Meister zu werden und mit wenig Punkten in die Champions League einzuziehen“, sagt Hein. Schließlich ist die europäische Königsklasse die wichtigste zusätzliche Einnahmequelle und bei einem Meistertitel belasten Prämien das Budget. Es sei aber eine schwierige Rechnung, schließlich wäre der Hattrick andererseits für das Image enorm positiv.

Anleger dürfen sich aber erstmals über eine Dividende freuen. Über die Höhe der Ausschüttung wird der Aufsichtsrat allerdings erst am 10. September entscheiden. „Ich rechne mit fünf Cent Dividende“, sagt Hein.


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